Local SEO in grenznahen Regionen


Unternehmen in Grenzregionen haben die einzigartige Möglichkeit, Kunden aus mehreren Ländern anzusprechen und ihre Reichweite über Landesgrenzen hinweg zu erweitern. Eine optimierte Local SEO Strategie ist dabei der Schlüssel, um diese Zielgruppen effektiv zu erreichen. Allerdings bringt die besondere, grenznahe Lage auch spezifische Herausforderungen mit sich, die es zu meistern gilt. Dieser kurze Leitfaden zeigt, wie Unternehmen in Grenzregionen ihre Online-Präsenz für mehrsprachige Zielgruppen optimieren können.
Herausforderungen und Chancen in Grenzregionen
Sprachliche und kulturelle Unterschiede
Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen in Grenzregionen ist die Mehrsprachigkeit. Um Kunden aus beiden Ländern anzusprechen, reicht es nicht aus, einfach nur die Website zu übersetzen. Auch das Personal sollte in der Lage sein, in beiden Sprachen zu kommunizieren.
Beispiel: Das Dreiländereck Deutschland / Frankreich / Schweiz. Schweizer Kunden nutzen häufig die Möglichkeit, in Deutschland oder Frankreich einzukaufen, da die Preise dort oft günstiger sind. Dies betrifft vor allem Mode, Elektronik und Lebensmittel.
Gleichzeitig zieht Basel Touristen aus Deutschland und Frankreich an, da die Stadt ein hochwertiges Einkaufserlebnis mit exklusiven Marken bietet.
Hier reicht es nicht aus, nur eine deutsch-französische Website zu haben, sondern es werden auch zweisprachige Mitarbeiter gebraucht, um Kunden aus allen drei Ländern optimal betreuen zu können.

Doch nicht nur die Sprache, auch kulturelle Unterschiede gilt es zu berücksichtigen. So können sich Kundenpräferenzen, Feiertage oder auch Zahlungsmethoden von Land zu Land unterscheiden. Unternehmen, die diese Aspekte in ihre SEO- und Marketing-Strategie einbeziehen, können sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen.
Rechtliche Besonderheiten
Eine weitere Herausforderung sind die unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen in den verschiedenen Ländern. Gerade im Bereich E-Commerce gibt es hier einiges zu beachten:
- Variierende Mehrwertsteuersätze und Rückerstattungsmöglichkeiten: In der Schweiz ansässige Personen können sich beispielsweise die in Deutschland gezahlte Mehrwertsteuer erstatten lassen, wenn sie die Waren in die Schweiz ausführen. Deutsche Händler in Grenznähe sollten ihre Kunden aktiv über diese Möglichkeit informieren und die entsprechenden Formulare bereithalten.
- Abweichende Verbraucherschutzbestimmungen und Widerrufsfristen
- Unterschiedliche Datenschutzbestimmungen, gerade auch im Hinblick auf Trackingtools und Cookies
Um hier auf der sicheren Seite zu sein, ist es ratsam sich von Experten beraten zu lassen, die mit den Besonderheiten in der jeweiligen Grenzregion vertraut sind.
Abweichendes Suchverhalten
Auch das Suchverhalten der Nutzer kann sich von Land zu Land stark unterscheiden. Während Google in Deutschland mit Abstand die meistgenutzte Suchmaschine ist, setzen Schweizer häufig auch alternative Dienste wie search.ch ein. Für die Suchmaschinenoptimierung bedeutet das, dass Keywords und Content nicht nur übersetzt, sondern auch an die jeweiligen Plattformen angepasst werden müssen.
💡 Unternehmen in Grenzregionen stehen vor der dreifachen Herausforderung, sprachliche und kulturelle Unterschiede zu überbrücken (was mehrsprachiges Personal und kulturell angepasste Marketingstrategien erfordert), differierende rechtliche Rahmenbedingungen zu navigieren (insbesondere bei Mehrwertsteuersätzen, Verbraucherschutz und Datenschutzbestimmungen) und auf abweichendes Suchverhalten zu reagieren (da beliebte Suchplattformen und Suchgewohnheiten von Land zu Land variieren), wobei die erfolgreiche Bewältigung dieser Komplexität einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen kann.
Strategien für erfolgreiches Local SEO in Grenzregionen
Keyword-Optimierung für mehrere Sprachen
Der erste Schritt zu einem grenzüberschreitenden SEO-Erfolg ist eine sorgfältige Keyword-Recherche in allen relevanten Sprachen. Dabei geht es nicht nur darum, die richtigen Suchbegriffe zu identifizieren, sondern auch regionale Unterschiede und Dialekte zu berücksichtigen.
Ich mahne zur Vorsicht bei der Benutzung automatisierter Übersetzungen. Die Ergebnisse kommen fast nie an die Qualität einer professionellen Übersetzung eines Muttersprachlers heran.
Bitte denken Sie in diesem Zusammenhang auch an Googles E-E-A-T und Helpful Content Richtlinien!
Hier dürfen bei den Fremdsprachen gegenüber der Hauptsprache auf der Website keine Abstriche gemacht werden.
Ein Architekturbüro in Konstanz, das auch Schweizer Kunden ansprechen möchte, sollte beispielsweise nicht nur allgemeine Begriffe wie "Architekt" oder "Hausbau" verwenden, sondern auch auf lokale Suchanfragen wie "Architekt Thurgau" oder "Einfamilienhaus bauen Kreuzlingen" achten.
Auch grenzspezifische Keywords wie "Hausbau Schweiz von Deutschland aus" können eine wichtige Rolle spielen.
Man spricht in der Schweiz auch beispielsweise von "Unterniveaubauten", in Deutschland meinen wir mit "Keller" oder "Tiefbau" das Gleiche. Abstandsregelungen werden in der Schweiz als Abstandsvorschriften bezeichnet, Baugenehmigungen als Baubewilligungen, usw. Unser deutscher "Passivhausstandard" ist in der Schweiz unüblich, dort benutzt man Begriffe wie "Minergie-Standard".
Gerade im Paid Bereich, bei z. B. Google Ads, kann die Nichtbeachtung solcher Unterschiede die Anzeigenperformance negativ beeinflussen.
Technisches SEO über Ländergrenzen hinweg
Sind die Keywords definiert, geht es an die technische Umsetzung der mehrsprachigen Website. Zentrale Elemente dabei sind:
Einsatz von hreflang-Tags: Diese Tags im Quellcode geben Suchmaschinen an, welche Sprachversion einer Seite für Nutzer aus einem bestimmten Land relevant ist. So kann beispielsweise die französische Fassung einer Seite gezielt französischsprachigen Nutzern in der Schweiz ausgespielt werden.
Lokalisierte Domain-Struktur: Um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen, kann es sinnvoll sein länderspezifische Domains wie .de, .at oder .ch einzusetzen. In manchen Fällen kann auch eine generische Domain wie .com in Kombination mit Subdirectories für die einzelnen Länder (z.B. website.com/de/) zielführend sein.
Schnelle Ladezeiten: Gerade Nutzer in Grenzregionen, die oft mobil unterwegs sind, erwarten schnelle Ladezeiten. Eine Optimierung der Seite für mobile Endgeräte ist somit unverzichtbar.
Lokalisierter Content und zweisprachige Texte
Genauso wichtig wie die technische Optimierung ist nutzerzentrierter, linguistisch und kulturell angepasster Content. Das bedeutet nicht nur, Texte zu übersetzen, sondern auf die Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppe im jeweiligen Land einzugehen.
Beispiele für lokalisierten Content:
- Blogbeiträge zu grenzüberschreitenden Veranstaltungen und Freizeitmöglichkeiten
- Praktische Infos und Tipps für Grenzgänger, z.B. zu Zollbestimmungen, Steuerthemen oder Arbeiten im Nachbarland
- Länder- und regionenspezifische Landing Pages, z.B. für grenzüberschreitende Dienstleistungen wie Umzüge oder Transporte
Auch die Einbindung von nutzergenerierten Inhalten wie Kundenbewertungen in verschiedenen Sprachen kann die Reputation stärken.
Optimierung für lokale Suchdienste
Nicht zu vernachlässigen sind schließlich auch die Einträge in lokalen Branchenverzeichnissen und Kartendiensten. Dienste wie das Google Unternehmensprofil, Yelp oder die Gelben Seiten bieten die Möglichkeit, standortbezogene Informationen wie Adresse, Öffnungszeiten und Fotos zu präsentieren. Eine sorgfältige Pflege dieser Einträge mit konsistenten, aktualisierten Daten in allen relevanten Sprachen ist ein Muss.

Beim Google Unternehmensprofil sollten Unternehmen darauf achten, separate Profile für die verschiedenen Länderversionen anzulegen und diese vollständig und korrekt auszufüllen. Wichtig sind dabei unter anderem:
- Zweisprachige Beschreibung des Unternehmens
- Korrekte Kontaktdaten und Öffnungszeiten unter Berücksichtigung länderspezifischer Feiertage
- Fotos mit mehrsprachigen Bildunterschriften und Geo-Tags
- Regelmäßige Posts zu Aktionen, Events und News
💡Erfolgreiches Local SEO in Grenzregionen erfordert eine dreistufige Strategie: Erstens eine sorgfältige mehrsprachige Keyword-Recherche unter Berücksichtigung regionaler Sprachunterschiede, zweitens eine technisch optimierte Websitestruktur mit hreflang-Tags und länderspezifischen Domains, und drittens kulturell angepassten Content mit zweisprachigen Informationen sowie vollständig gepflegte Einträge in lokalen Suchdiensten und dem Google Unternehmensprofil – all dies unter strikter Einhaltung von Googles E-E-A-T und Helpful Content Richtlinien.
Local SEO in Grenzregionen - am Beispiel Niederlande/Deutschland

Bisher eher theoretisch, doch wie sieht erfolgreiche Local-SEO in der Praxis aus? Schauen wir uns dazu ein Beispiel aus der deutsch-niederländischen Grenzregion an:
Ein Fahrradgeschäft in Aachen möchte auch niederländische Kunden gewinnen. Dazu setzt es auf eine zweisprachige Website mit länderspezifischen Domains (.de/.nl) sowie lokalisierten Inhalten. Die niederländische Version geht speziell auf die Bedürfnisse von "fietsers" oder "wielrenners" ein, mit Infos zu grenzüberschreitenden Radrouten, Fahrradmitnahme in Bus und Bahn sowie spezifischen Services wie Fahrradverleih und -reparatur.
Gleichzeitig baut das Unternehmen seine Präsenz in niederländischen Online-Verzeichnissen und Social-Media-Kanälen aus und ermutigt Kunden aktiv, Bewertungen auf Portalen wie Trustpilot oder Yelp zu hinterlassen - natürlich auf Deutsch und Niederländisch.
Auch offline setzt es Akzente mit einer geschulten zweisprachigen Beratung sowie Aktionen und Events, die die Zielgruppe auf beiden Seiten der Grenze ansprechen.
Hintergrund-Info: In den Niederlanden ist das Fahrrad ist ein integraler Bestandteil des Alltags und der Mobilitätskultur. Über 60 % der Bevölkerung nutzen regelmäßig das Fahrrad (in Deutschland sind es etwa 34 %), und es wird für kurze Wege bevorzugt. Radfahren ist gesellschaftlich normiert und gilt als selbstverständlich, unabhängig von Wetter oder Jahreszeit. In Deutschland ist das Fahrrad immer noch eher ein Freizeit- oder Sportgerät, den Begriff "Fahrradsaison" gibt es beispielsweise bei unseren Nachbarn so nicht. In den Niederlanden werden Fahrräder überwiegend im Fachhandel gekauft und E-Bikes machen dort mittlerweile über 60% des Gesamtumsatzes aus. Es gibt auch staatliche Förderungen wie Steuererleichterungen für Pendler und Zuschüsse beim Fahrradkauf durch die Arbeitgeber.
Die Herausforderung hier: Diese staatlichen Förderungen setzen voraus, dass das Fahrrad über einen zugelassenen Anbieter in den Niederlanden erworben wird. Die niederländische Fahrradpolitik ist stark auf die Förderung der heimischen Infrastruktur und Wirtschaft ausgerichtet. An dieser Stelle ist für einen deutschen Anbieter also eine klare Ausrichtung und Zielgruppenansprache gefragt. Die Berufspendler würden hier in den Hintergrund treten und und man würde sich für den niederländischen Webauftritt auf die Ausrichtung auf z. B. Kinder-Fahrräder oder Rennräder und das entsprechende Zubehör konzentrieren. Das ist ein weiteres Beispiel dafür, warum eine 1:1 Übersetzung in eine andere Sprache nur in den seltensten Fällen eine optimale Ansprache der dortigen Zielgruppe darstellt.
Fazit: Mit lokalisierter SEO-Strategie in Grenzregionen punkten
Ob nun an der Grenze zu Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Schweiz, Polen oder Tschechien - die Herausforderungen für Local SEO in Grenzregionen sind vielfältig. Allerdings sorgen Preisunterschiede bei Konsumgütern und Dienstleistungen für einen stetigen Einkaufstourismus in beiden Richtungen. Unternehmen, die hier erfolgreich sein wollen, müssen bei ihrer Suchmaschinenoptimierung sprachliche, kulturelle und rechtliche Unterschiede im Blick haben.
Mit einer durchdachten, lokalisierten SEO-Strategie, die relevante Keywords, technische Aspekte, Content und Präsenz in lokalen Verzeichnissen gleichermaßen berücksichtigt, können sie Kunden aus den Nachbarländern gezielt ansprechen und langfristig binden. So wird die Grenzlage vom Nachteil zum Wettbewerbsvorteil.
Den kompletten Local SEO Leitfaden gibt es hier.