Bei Google auf Seite 1 in 48 Std - ein Experiment
Hintergrund: Eine Wette mit einem Kunden auf Grund verschiedener Ansichten über die Arbeitsweise von Google, Agenturgrößen und Ressourcen. Ja, ich weiß – Kindergarten. Egal, auch für so etwas gibt es gute Zeitpunkte. Das war einer.
Was war passiert? Am Wochenende habe ich mich mit einem Kunden getroffen, der eine sehr witzige Idee für einen Webauftritt hat. Er suchte nun jemanden, der ihm die ganze Geschichte umsetzt.
Der gute Mann zeigte sich in der Theorie recht bewandert, wir konnten gut miteinander reden, ich habe die NDA unterschrieben, es gab ein recht langes Vorgespräch.
Wir haben dann zusammen grob vorausgeplant, dabei ist zuerst mal eine coole Roadmap entstanden, nächste Woche geht es weiter.
Seine Herangehensweise kam mir sehr entgegen, der Zeitplan sieht einen Launch im Spätherbst/Winter oder erst im nächsten Frühjahr vor. Keine hektische Hauruckaktionen, diesen Monat nur die Registrierung und dann leichtes „Befüttern“ der Domain. Dann ein paar Monate Recherchen und nebenbei der Aufbau auf dem Server. So macht das dann hoffentlich auch noch richtig Spaß. Das Thema ist genial, ich frage mich immer noch, wieso da vorher noch keiner drauf gekommen ist?
Das Experiment:
Bei sehr vielen Punkten, die das neue Projekt hinsichtlich Server, CMS etc. betrafen, waren wir grundsätzlich einer Meinung. Als wir dann zum Thema SEM/SEO und den nötigen Maßnahmen kamen, die es braucht oder auch nicht braucht um diese spezielle Site gut zu platzieren liefen die unterschiedlichen Ansichten diametral auseinander. Grob umrissen, er ist ein Fan von großen vernetzten Agenturen, Linknetzwerken und glaubt, dass Onpage-Faktoren keine Rolle spielen und völlig zu vernachlässigen seien – das einzig entscheidende seien Backlinks, Backlinks und noch mehr Backlinks. Da habe ich ihm dann erklärt, dass ich so nicht arbeite und es auch dumm finde einen (so wichtigen) Faktor völlig außen vor zu lassen. Macht mich ja nur umso abhängiger von den anderen Faktoren. Ich baue für Kunden immer erst eine optimierte Seite auf, die für sich alleine schon mal sauber da steht und sich gut auslesen lässt. Darauf aufbauend kommen dann andere Maßnahmen zur Anwendung. Außerdem ist es zur Zeit ja wohl mehr als offensichtlich, dass in Zeiten massivster Linkschiebereien, Google die Infrastruktur, den Seitenaufbau, die Ladezeiten und den Inhalt wieder stärker bewerten muss um weiter vernünftige Ergebnisse liefern zu können. Der Meinung meines Kunden nach spielt das heutzutage keine Rolle mehr. Google hätte mittlerweile so einen toleranten Crawler, der mit „Duplicate Content“ zurechtkäme, JavaScript könne auch schon ausgelesen werden, demnächst auch Flash, man müsse Google nur immer wieder von außen mit frischen Links versorgen etc. … Lass ich mal so stehen, woher haben die Leute das? Ich habe ihm dann ein kleines Experiment vorgeschlagen um meine Ansichten über die Reaktion/Reaktionszeiten und Wertungen von Google zu bestätigen:
Ich schreibe bis Montag Mittag einen Artikel, der bis Mittwoch Mittag zu einem bestimmten Keyword (kein Phantasiewort, sondern eines vom „Markt“) auf der ersten Seite bei Google erscheint. Und zwar ohne Backlink-Power, von einer kleinen Seite ohne PR mit kaum Zugriffen. Als Hilfe waren maximal 3 Tweets von meinem Twitter-Account und 1 externes Bookmark erlaubt. Wir haben dann das Keyword „Wise SEO Suite“ herausgesucht, da es von den Zahlen her ziemlich gut die Umgebung repräsentiert, in der sich das Kundenprojekt (in einer anderen Branche) bewegen wird. Da mein Kunde sich 100% sicher war, dass das so nicht funktionieren würde und ich mir sicher war, dass es klappt, haben wir halt eine Wette daraus gemacht. Einsatz: 1 Kiste Bier (siehe unten) von ihm für die Seite 1 und eine weitere Kiste pro 2 Tage an denen die Seite da bleibt, die Aktion läuft bis Samstag. Mein Einsatz wäre, falls es mit der ersten Seite nicht geklappt hätte, eine Flasche „Royal Lochnagar“ gewesen. Kann man auch gut zu Dunkelbier trinken, wir schmeißen wohl zusammen und machen eine Grillparty daraus.
Das Ergebnis:
Gesagt getan, ich habe am Montag den Artikel „Backlink Analyse – Wise SEO Suite – Xovi – SeoDiver“ veröffentlicht, heute morgen tauchte er auf der ersten Google Seite auf.
… Nochmal: Ja, ja ich weiß … nicht repräsentativ, das ist nur eine Spitze, das verschwindet sofort wieder usw (ist nach über 8 Stunden immer noch da, da habe ich Artikel schon schneller wieder absacken gesehen). … Hallo es war nur eine Wette!
Zusammenfassung:
Die Ausgangsseite ist meine „Carsten Feller – Webentwicklung“ Seite – die ist, was Google angeht, so gut wie überhaupt nicht vorhanden, außerdem hat sie was von einer Wanderbaustelle. Ist auch ok so, schließlich komme ich kaum dazu sie mal ein bisschen aufzupeppen. Blöderweise habe ich gestern erst bemerkt, dass bei meiner Seite in der Sitemap das Aktualisierungsintervall für die Artikel auf wöchentlich stand und habe es dann erst geändert. Spielt wohl doch keine Rolle?
Den Artikel habe ich aus dem Bauch heraus für das Keyword „Wise SEO Suite“ geschrieben. Mir war als Hauptkriterium nur die Keyworddichte* wichtig, um andere Faktoren habe ich mich kaum gekümmert. Es gibt momentan leider nur eine relativ vernünftige aber meiner Meinung nach überteuerte Komponente für joomla, die es erlaubt, den eingegebenen Text auf solche Faktoren wie die Keyworddichte hin schon beim Tippen zu überprüfen.
Deshalb habe ich es mir angewöhnt, da meistens auf einem meiner Rechner ein Wordpress-Backend offen ist, den Artikeltext in einen neuen WordPress-Artikel zu kopieren und ihn kurz mit dem Plugin „Keyword Density Checker“ zu überprüfen und mal zu schauen, was mir da so als Keywords/Tags angeboten wird.
Die URL zum Artikel habe ich zwei mal auf Twitter gepostet, Reaktion = 0. Mit einem neuen Delicious-Account habe ich ein Bookmark der Seite erstellt, dass war es dann schon mit Förderung von außen.
Ergebnis:
Die Behauptung, das es bei diesem Suchbegriff nicht für mehr als Seite 3-5 reichen würde ohne die Seite massiv von außen zu unterstützen war falsch. Es geht sehr wohl. Wenn man den Google-Crawler passend anfüttert, hat man schon mal einen Fuß in der Tür und das auch recht zügig. Ich rede hier nicht von Nachhaltigkeit. Die Seite wird sich da wohl nicht lange halten. Aber wenn man da jetzt gezielt jeden zweiten Tag … 🙂 Geht schon.
So, die Wette wäre gewonnen. Beweist nichts, macht mich nicht automatisch zu einem tollen SEO, war nur ein Test und hat Spaß gemacht und ich freue mich auf das Grillen.
Hier schreibt jetzt also der stolze (zukünftige) Besitzer von einer oder mehreren Kisten Eibauer Schwarzbier – das ist eines der leckersten Biere, die ich kenne. Ersatzweise auch Eibauer Lausitzer Dunkel, Eibauer Dunkler Bock oder, da Eibauer Bier hier unten kaum zu bekommen ist, Flensburger Dunkel. Mal schauen, was und wieviel ich bekomme. Wer es noch nicht kennt, bei Gelegenheit mal probieren, schmeckt echt klasse.
*Wer es genau wissen möchte: Einen tollen Artikel zum Thema: „SEO Mythos Keyword Dichte“ und viele weitere absolut lesenswerte Abhandlungen zu Themen rund um das OnlineMarketing gibt es auf der Seite von Karl Kratz.